Die Bertradaburg


Die Bertradaburg

Die Bertradaburg ist sowohl in historischer und als auch in baugeschichtlicher Hinsicht das bedeutendste Denkmal Mürlenbachs und das Wahrzeichen des Ortes. Sie ist benannt nach Bertrada der Älteren. Diese wird als hochadelige und tieffromme Frau beschrieben, die (mit ihrem Sohn Charibert) am 23. Juni 721 die Abtei Prüm stiftete.

Ihre Enkelin Bertrada die Jüngere hat auf der Bertradaburg am 2. April 742 Karl (den römischen Kaiser. der schon Zu Lebzeiten "der Große" genannt wurde) geboren. So besagt es eine uralte Überlieferung, welche die Mürlenbacher von Generation zu Generation weitergegeben haben. Sein Geburtsort ist zwar nicht urkundlich bewiesen und mehrere Orte machen diese Ehre für sich geltend, doch spricht einiges für unseren Ort.


Der Prümer Mönch Servatius Otler schrieb im Jahre 1623 die Chronik der Abtei Prüm und nennt Bertrada eine Herzogin, die das Land zwischen den Ardennen und dem Bitburger Land regierte. Otler beklagt, dass nichts Genaues aufgezeichnet sei. Und er berichtet, dass den ältesten Mürlenbacher von ihren Eltern überliefert ist; die Burg sei von der Tochter eines Fürsten oder Königs erbaut und auch bewohnt worden. Die Mürlenbacher Burg sei älter als das im Jahr 721 gegründete Kloster Prüm.

Die wahrscheinlich im 13. Jahrhundert erbaute Burg hatte demzufolge Vorgängerbauten, die nach unbewiesenen Quellen auf den Resten eines römischen Kastells gegründet wurden. Zeitlich nicht bestimmte alte Fundamente sind noch sichtbar.
Zu der geschichtsträchtigen Bertradaburg liegen bereits umfassende Beschreibungen vor, insbesondere sei verwiesen auf:

» Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, Kreis PrQm, von Ernst Wackenroder, Seiten 419 - 428, und auf

» Führungsheft 18 der Edition Burgen, Schlösser, Altertümer - Rheinland-Pfalz, von Michael Lösse, 48 Seiten.

Daher darf ich mich auf eine Auswahl an Bildern und kurze Erläuterungen beschränken.

Gringbötschel

Das Gringbötschel

In den 1890-er Jahren wurde das "Gringbötschel" - ein in Sandstein gemeißeltes Relief mit mysteriösen Darstellungen - aus dem Mauerwerk der Torburg ausgebrochen und gegen den Willen der Bevölkerung in das Provinzialmuseum zu Trier gebracht. Auf Betreiben von Prof. Dr. Tiepelmann wurde eine Kopie gefertigt und diese um 1987 an den seit Jahrhunderten angestammten Platz eingesetzt. Im Original ist unten das Stück mit den Händen weggebrochen. In der Kopie wurde dieser Teil ergänzt, das heißt: neu in das Relief "eingearbeitet". Die Stellung der Hände (in der Kopie des Reliefs) wirkt jedoch recht unnatürlich.

Die Torfahrt bildete früher den einzigen Zugang zum Burghof
(Wackenroder, 424)

Das Bildnis eines bärtigen Mannes mit zwei Fabelwesen links und rechts, gibt viele Rätsel bezüglich seiner Herkunft und Bedeutung auf, zu denen es keine eindeutigen Antworten gibt. Eine kühne Vermutung besagt, das Gringbötschel stamme aus einer altgermanischen Götterstätte. Wurde ein heidnisches Steinbild - als merkwürdiges, erhaltenswertes Altertum - an derart prädestinierter Stelle einer christlichen Burg eingemauert?

Diente das Gringbötschel der Abschreckung von feindlich gesinnten Ankömmlingen? Eine Fackel in der Öffnung zwischen den Händen des furchteinflößenden Mannes hätte mit ihrem flackernden Licht jedenfalls gespenstische Bilder entstehen lassen, zum Schrecken der damals sehr abergläubischen Menschen.

Die Literatur beschreibt die Fabelwesen als Raben, Hunde, Vogelgestalten, Fledermäuse sowie als die beiden Raben Hugin und Munin des germanischen Göttervaters Wodan. Offensichtlich sind es dagegen zwei durch die, Phantasie des Menschen geprägte Mischwesen, die sich aus Teilen von verschiedenen Tieren zusammensetzen.

Die Trierer Erzbischöfe waren 350 Jahre hindurch ständig bemüht, das reiche Fürstentum Prüm mit seinen riesigen Besitzungen ihrem Kurstaat einzuverleiben. Als 1513 der neu gewählte Prümer Abt Wilhelm von Manderscheid noch nicht vom Papst bestätigt war, wollten die Trierer die Inkorporation der Abteil Prüm im Handstreich vollziehen. Die Prümer und ihr gewählter Abt hatten aber ihre Festung Mürlenbach verstärkt und mit Kanonen bestückt. Abt Wilhelm, der gleichzeitig Abt von Stablo und Malmedy war, hatte Verstärkung herangezogen und alle verfügbaren Kräfte nach Mürlenbach geworfen. So konnten die Trierer ihr Ziel nicht erreichen und mussten wieder abziehen. Ob es zum Kampf kam, ist in den verschiedenen Quellen gegensätzlich überliefert: a) Dass schon die Kunde von den Verstärkungen den Trierer Übermut gebrochen habe. (Otler 1623; Wackenroder, S. 422). b) Bei J. Hubert Müller (1932) ist von monatelanger

Belagerung und erbitterten Kämpfen zwischen den Truppen des Erzbischofs und des Prümer Abtes die Rede. c) im vorstehend erwähnten Führungsheft Nr. 18 ist auf Seite 45 zu lesen. die Burg soll (Anm.: vor 1519) bei Kämpfen zerstört worden sein.
Jedenfalls veranlassten die feindlichen Bemühungen der Trierer, sich die Abtei einzuverleiben, weitere Anstrengungen zum Ausbau der Verteidigungsanlagen. Der Prümer Fürstabt Wilhelm von Manderscheid ließ ab 1519 die Mürlenbacher Abtsburg als Zuflucht für sich, seine Mönche und seine Nachfolger stark festigen. Auf der Süd- und Westseite wurde die Wehrfähigkeit der Burg durch hufeisenförmige Rondelle erheblich verstärkt und an der Nordseite ein zweiter Mauerring errichtet. Die beiden vorstehenden Fotos zeigen die trotz weitgehendem Zerfall immer noch beeindruckenden mächtigen Überreste und lassen die ursprünglichen Ausmaße der Verstärkungen erahnen.

1576 war es dann nach dem Tode des letzten Prümer Fürstabtes Christoph aus der Familie der Grafen von Manderscheid doch soweit; Der Kurfürst Erzbischof Jakob von Eltz vollzog die Inkorporation, gegen den Willen der Mönche. mit der vorher erschlichenen Zustimmung von Kaiser und Papst - und übernahm das Prümer Lamm als Herzschild in sein Wappen. Später wurden die falschen Anschuldigungen gegen Abt und Mönche von Prüm widerlegt, jedoch durften die Trierer den neuen Besitz behalten - bis die Franzosen unter Napoleon eine neue Ordnung herbeiführten.  

Bertradaburg

Die stolze Bertradaburg wurde als "Steinbruch" genutzt und um alles Verwertbare entblößt. Türen, Tore, Steinwerk und Treppen wurden abgebrochen, um den Bedarf für Bauten in Ort und Umgebung zu decken.

1869 kaufte Preußen den imposanten Torbau mit den beiden trutzigen Türmen, die anschließende Mauer sowie einen Teil des Innenhofes. Außer kleineren Reparaturen durch den Fiskus im Jahre 1906 wurde die damals beabsichtigte Instandsetzung und Bedachung des staatlichen Teiles jedoch nicht realisiert.

Erst 1987- 1988 erfolgten umfangreiche Renovierungsarbeiten durch das Land Rheinland-Pfalz.

Am markantesten war die Sanierung des 30 Meter hohen Doppelturmtorbaues, der über ein Jahr lang von Baugerüsten umgeben war.
Die beiden Tortürme wurden auf gleiche Höhe aufgemauert und erhielten (wieder) eine Bedachung.

2010-2011 wurden in einer aufwändigen Baumaßnahme das südliche Rondell und Teile der anschließenden Ringmauer saniert und gegen weiteren Verfall gesichert.

Wappen des Erzbischofs und Kurfürsten Johann von Schönenberg (geboren 1525 auf der Burg Hartelstein bei Schwirzheim; regierte von 1581 bis 1599).

Über dem Eingang des ehemaligen Pallas eingemauert ist der Schlussstein eines Torbogens. Der Stein befand sich ursprünglich "auf einer Thüre" und das gleiche Wappen befand sich auf einem Kamin (Landeshauptarchiv Koblenz).

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